Ela

Zum Tod von Ela Popela Wagner



Ich sitze an meinem Lieblingsplatz in Brandenburg an der Havel und lasse den Tränen freien Lauf.

SIE IST NICHT MEHR DA.

Ein Spatz sitzt neben mir und schaut mich frech an. Ist sie das vielleicht?

Ständig fallen mir Situationen mit ihr ein: damals in Golzow an der Realschule - ich war ihre Sport- und Geschichtslehrerin. Interessanter als Geschichte fand sie alles, was um sie herum passierte.

Dass ich beispielsweise eine neue Uhr hatte fand sie spannender als irgendwelche geschichtlichen Ereignisse. Eine Geschichtszahl jedoch hat sie sich eingeprägt und nie mehr vergessen. Oft haben wir das in den letzten Jahren vorgekramt und darüber gelacht. Es war ein Datum, was mit der persönlichen Geschichte ihrer Lehrerin verknüpft war. Das hat sie interessiert - der Mensch!

Das entsprach ihrem Wesen und das hat sie so sympathisch gemacht, ihr ehrliches und offenes Interesse an ihrem Gegenüber, egal wer es war. Im Nachruf ihrer Kollegen wurde es beschrieben und jeder, der mit ihr zu tun hatte, spürte es: ihr großes Herz.

Es hat aufgehört zu schlagen. Obwohl die Besitzerin gekämpft hat wie ein Löwe. Alle sind fassungslos. Warum sie? Warum ein so lebensfroher junger Mensch mit so großem Herz? Sie war doch ein Glücksfall für ihre Mitmenschen und für unsere Stadt. Ein Unicum. Ein Brandenburger Original.

Aber die Frage nach dem Warum ist wenig ergiebig, schon gar nicht gewinnbringend. Vielleicht ist die Frage besser, was machen wir jetzt? Eine Frau schrieb bei Facebook: innehalten und ein bisschen werden wie Ela. Und sie hat Recht!

Was war toll an Ela? Was haben wir an ihr geliebt? Was können wir davon für uns, bei uns verinnerlichen? Ein Stück Ela in jedem von uns! Das würde unsere Umwelt, unser Leben, ja auch unsere Stadt herzlicher und menschlicher machen. Was an Ela fanden wir toll? In welcher Hinsicht würden wir gern so sein wie sie? Welche Eigenschaft könnten wir als ihr Vermächtnis in uns weiterleben lassen? Ich bin sicher, da findet jeder etwas. Für mich ist es ihre unbekümmerte Art und ihre freundliche Offenheit und Direktheit.

Alles hat den Sinn, den wir ihm geben. Es ist mein Sinn. Und noch mehr: Wir sind angehalten, über unseren Sinn im Leben nachzudenken. Lebe ich das Leben, dass ich gern leben möchte? Tue ich alles, um gesund und glücklich zu leben?

Für mich gab bereits Ela's Krankheit den Impuls, Inventur zu machen sowie immer wieder innezuhalten. Bei vielen Situationen hatte ich ihr Bild aus dem Krankenhaus vor Augen und plötzlich relativierte sich alles.

Was ist wirklich wichtig im Leben? Es ist die Zeit, die wir mit Menschen verbringen, die wir lieben (einschließlich uns selbst).

Ich wünsche jedem, dass er seine Traurigkeit zulässt und weint, bis die Tränen vorerst alle sind. Ich wünsche mir, dass wir das BESTE aus Ela's Weggang machen, sie in unserem Herzen tragen und das Beste von ihr in uns weiterleben lassen. Jeder Sonnenstrahl, jeder Windhauch, jeder Stern oder jeder freche Spatz soll uns daran erinnern.